WIdO – Wissenschaftliches Institut der AOK
Innovation, Transparenz und Praxisrelevanz sind Kernelemente im Leitbild des WIdO, das seit 1976 an zentralen Fragestellungen des Systems der Gesundheitsversorgung und seiner Finanzierung arbeitet.
Analyse des WIdO: Großes Potenzial zur Ambulantisierung in vielen Krankenhaus-Leistungsgruppen
Eine heute veröffentlichte Analyse des WIdO zeigt ein großes Potenzial für die ambulante Versorgung von Fällen, die derzeit noch in deutschen Krankenhäusern stationär behandelt werden. Vor dem Hintergrund der anstehenden Reform der Krankenhausplanung und -vergütung quantifiziert die Studie Ambulantisierungspotenziale für die einzelnen Krankenhaus-Leistungsgruppen und beleuchtet die Frage, welche Leistungen künftig überhaupt stationär erbracht werden sollen. Laut der empirischen Modellrechnung, die erstmals mehrere vorhandene Ansätze zur Ambulantisierung hierarchisiert in einer Gesamtanalyse gemeinsam betrachtet, können etwa 60 Prozent der heute vollstationär versorgten Fälle einem Ambulantisierungspotenzial zugeordnet werden.
Ziel der Analyse war es, verschiedene Ansätze zur Ambulantisierung quantifizierbar zu machen und zu einer Gesamtanalyse auf Ebene der Leistungsgruppen zusammenzuführen. Auf Basis der Abrechnungsdaten sämtlicher vollstationärer Krankenhausfälle von AOK-Versicherten im Jahr 2024 hat das Autorenteam um den Leiter des Forschungsbereiches Gesundheitspolitik/Systemanalysen im WIdO, Dr. Robert Messerle, für jeden stationären Fall die mögliche Zuordnung zu einem der betrachteten Ambulantisierungsansätze geprüft. Um das Gesamt-potenzial zu berechnen, wurde jeder abgerechnete Krankenhausfall nur genau einem dieser Ansätze zugeordnet. Im Ergebnis können nach Berücksichtigung aller Optionen etwa 60 Prozent der Krankenhausfälle des Jahres 2024 einem der Ambulantisierungspotenziale zugeordnet werden. Dies entspricht hochgerechnet über 8 Millionen GKV-Fällen.
In der Analyse der Leistungsgruppen zeigten sich große Unterschiede im Ambulantisierungspotenzial: Während in der Leistungsgruppe für Herzkatheter-Behandlungen (Ablationen) und elektrophysiologische Untersuchungen (EPU) mehr als 80 Prozent der Behandlungen ambulantes Potenzial aufweisen, geht das Ambulantisierungspotenzial im Falle der Leistungsgruppe zur Schlaganfall-Behandlung in sogenannten Stroke-Units gegen Null. In 15 der 21 fallzahlstärksten Leistungsgruppen konnten über 50 Prozent der Fälle als potenziell „ambulantisierbar“ identifiziert werden. Für die mit Abstand fallzahlstärksten Leistungsgruppen „Allgemeine Innere Medizin“ und „Allgemeine Chirurgie“ werden jeweils etwa 60 Prozent der Fälle als ambulantes Potenzial identifiziert









